KI trifft Prävention – warum mir «Sophia» am Herzen liegt
- Christine Ulrich

- vor 7 Stunden
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Christine Ulrich über Gewaltprävention, Jugendliche und Innovation in Langenthal

Unsere Gesellschaft lebt vom Miteinander. Junge Menschen sollen früh erkennen: Gewalt ist nie normal – weder in der Familie, in Beziehungen noch im Alltag. Häusliche Gewalt gibt es in jedem Land, jeder Gesellschaftsform und jeder sozialen Schicht. Genau deshalb setze ich mich für die Prävention von häuslicher Gewalt ein. Jugendliche sollen wissen, dass es Hilfsangebote gibt und dass sie nicht allein sind, wenn sie selbst oder Menschen in ihrem Umfeld betroffen sind.
Am 4. Dezember 2025 organisiere ich im Kino Scala Langenthal einen besonderen Schüleranlass im Rahmen der Orange Days. Schon heute haben sich ca. 300 Jugendliche angemeldet – vom OZL, Gymnasium und der Fachmittelschule aus Langenthal sowie der Oberstufe Aarwangen. Sie werden gemeinsam den Film «Nur eine Frau» sehen, der die wahre Geschichte einer jungen Frau erzählt, die in einem Umfeld voller Gewalt und Zwang um ihr Leben kämpft. Doch nur den Film zu zeigen, war mir zu wenig. Mir war wichtig, dass die Jugendlichen auch etwas mitnehmen, das über den Kinosaal hinaus wirkt.
Kürzlich bin ich auf Rhiana Spring gestossen, Berner Unternehmerin und Menschenrechtsexpertin. Sie wurde im Juli mit dem UNO-Preis «AI for Good Impact» ausgezeichnet. Ihr Engagement hat mich sofort sehr beeindruckt. Gemeinsam mit ihrem Team hat sie den Chatbot Sophia entwickelt – eine digitale Begleiterin für Betroffene häuslicher Gewalt. Rund um die Uhr, anonym, mehrsprachig (in 25 Sprachen) und niederschwellig steht Sophia bereit, informiert über Rechte, hilft mögliche Beweise zu sichern und weist den Weg zu Anlaufstellen.
Die KI-Pionierin Rhiana Spring hat meine Einladung nach Langenthal ohne Zögern angenommen, um ihren Chatbot vorzustellen. Dass sie oder eine Vertreterin ihres Teams nun zu unserem Schüleranlass kommt, ist ein Glücksfall. Denn gerade junge Menschen bewegen sich selbstverständlich in der digitalen Welt. Für sie ist es oft einfacher, einen Chat zu beginnen, als den Schritt zu einer Beratungsstelle oder gar zur Polizei zu machen. Sophia senkt diese Schwelle und eröffnet neue Wege.
Ich engagiere mich nicht nur bei den Soroptimistinnen Langenthal, die diesen Anlass mittragen, sondern auch in der Politik – im Vorstand der FDP Langenthal und als Kandidatin für den Grossen Rat des Kantons Bern im Frühjahr 2026. Meine Motivation in der Politik ist oft dieselbe: sozialpolitische Themen mit Innovation verbinden. Fortschritt soll nicht Selbstzweck sein, sondern den Menschen dienen. Gerade im Bereich der Gewaltprävention bedeutet das: Bildung, Sensibilisierung und konkrete Hilfen, die erreichbar sind.
Der Schüleranlass zeigt, wie gross das Bedürfnis nach Austausch ist. Innerhalb weniger Wochen waren die Plätze ausgebucht. Für mich ist das ein starkes Zeichen: Jugendliche wollen sich mit schwierigen Themen auseinandersetzen – wenn man ihnen den Raum dafür gibt. Sie verdienen es, dass wir ihnen neben Wissen auch praktische Werkzeuge mitgeben.
Ich bin überzeugt: Gewaltprävention wirkt am stärksten, wenn sie dort ansetzt, wo junge Menschen stehen. Indem wir innovative Lösungen wie Sophia vorstellen, machen wir ihnen Mut, hinzuschauen, Fragen zu stellen und Verantwortung zu übernehmen – für sich selbst und für andere.
Meine persönlichen Empfehlungen:
Orange Days 2025: Vom 25. November bis 10. Dezember finden weltweit Veranstaltungen gegen Gewalt an Frauen und Mädchen statt. Auch in Langenthal sind wir erneut aktiv.
Unter anderem zeigt der Soroptimist International Club Langenthal den Film «Nur eine Frau» auch für die breite Öffentlichkeit: 3. Dezember 2025, 20 Uhr, Kino Scala Langenthal – ich lade Sie herzlich zu einer Teilnahme am Benefiz-Filmabend ein.
Mehr Infos zum Chatbot Sophia und zur Initiative von Rhiana Spring: www.sophia.chat | www.springact.org








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